Sind die wirtschaftlichen Konsequenzen der Corona-Pandemie vergleichbar mit denen der Wirtschaftskrise 1929?
Ich interessiere mich eigentlich nicht für Wirtschaft per se, aber da ich die Wirtschaftskrise 1929 im Englischunterricht einmal angeschnitten habe und es mein Interesse geweckt hat, habe ich mich zu einem Blog bezüglich der Wirtschaftskrise entschieden.
Die Wirtschaftskrise 1929 lässt sich gut mit der Situation, in der wir jetzt stecken, vergleichen. Die Corona-Pandemie kostete und wird uns auch noch weiterhin Millionen kosten, es wird Jahre dauern bis wir die Schulden, die sich heute und morgen anhäufen, begleichen, trotz allem ist diese Wirtschaftskrise bei weitem nicht vergleichbar mit der, die 1929 mit dem Einbruch von Markenbörsen begann und die Welt zehn weitere Jahre erschütterte. Oder etwa doch? Berkeley-Professor Barry Eichengreen stellt in einem Interview mit Capital klar, dass Corona seiner Meinung nach weitaus schlimmere Konsequenzen haben könnte als die Wirtschaftskrise. Mir schien das aber auf den ersten Blick eher melodramatisch, was mich zum Lesen angeregt hat.
Abbildung 1, Konjunkturphasen, Rezession (Quelle: https://bwl-wissen.net/definition/rezessiont) |
In seinem Interview mit Capital gibt Barry Eichengreen zu bedenken, dass alle bisherigen Rezessionen, eine Phase, in welcher die Wirtschaft zunehmend schwächer wird mit der Depression als Tiefpunkt (vgl. Abbildung 1), darunter auch die Wirtschaftskrise 1929 von einem Nachfrageschock ausgelöst wurden. Unter einem Nachfrageschock versteht man die plötzliche Absenkung der Nachfrage. Ein solcher Nachfrageschock wird wie auch jetzt während der Corona-Zeit durch fehlendes Geld in den Haushalten verursacht, was eine Konsequenz der verbreiteten Gehaltskürzungen oder gar Kündigungen ist, die wiederum eine Folge des fehlenden Budgets der Betriebe sind. Eichengreen meint, dass sich das Problem der Nachfrage einfach lösen lassen würde, das Finanzministerium könnte nämlich Unterstützung mittels Zinsen gewähren, was dem Nachfrageschock entgegenwirken würde, es wäre zwar teuer für den Staat, würde andererseits aber die Rettung der Wirtschaft bedeuten. Die COVID-Krise widersetzt sich aber dem klassischen Schema, denn obwohl es einerseits ein Nachfrageschock gibt, herrscht andererseits auch ein Angebotsschock. Und da liegt das Problem, denn seiner Meinung nach kann man einem Angebotsschock nur schwer gegensteuern. Viele Arbeiter konnten zur Zeit des Interviews und können auch jetzt nicht zur Arbeit gehen, somit tut sich in der Produktionskette eine Lücke auf und das resultiert in einer weniger ausgeprägten Produktion, also einem Angebotsschock.
Abbildung 2, Anzahl der Arbeitslosen weltweit von 1991-2023, (Quelle) |
Abbildung 3, Arbeitslosenquote in Deutschland von November 2019 bis November 2020 (Quelle) |
Meine Meinung als Aussenstehender deckt sich nicht zu 100% mit derjenigen von Eichengreen, wobei ich anmerken muss, dass ich mir durch die Zeitdifferenz, die zwischen seinem Interview und meinem Blogeintrag ist, einen anderen Überblick verschaffen kann, denn ich denke, dass einige seiner Aussagen vorgegriffen sind. Es gibt einige Aspekte, die in meinen Augen völlig vertretbar sind, bspw. gehe ich mit ihm einig, dass der Angebotsschock ein grosses Problem darstellt, das wahrscheinlich kaum lösbar ist. Aber ich finde er hat seine Schlüsse gezogen, ohne die vorherigen Umstände der jeweiligen Krisen zu beachten, denn trotz allem liegen etwa 90 Jahren zwischen ihnen, in diesen Jahren hat sich die Wirtschaft entwickelt und ist meiner Meinung nach viel gewappneter für Krisensituationen heute, als sie es damals war. Eine von Eichengreens Aussagen lässt sich auch widerlegen; er spricht im Interview nämlich davon, dass sich die Arbeitslosenquote im Optimalfall mindestens verdoppeln würde, allerdings widerlegt dies eine Statistik (vgl. Abbildung 2), sie wurde am 22.05.2020 in einem Artikel veröffentlicht, demnach wurde die Corona-Pandemie und deren Konsequenzen in die Berechnungen miteinbezogen. Die Statistik besagt, dass sich in den kommenden Jahren die Arbeitslosenquote etwa maßstäblich fortsetzen wird. Auf einer weiteren Statistik (vgl. Abbildung 3) ist die monatliche Entwicklung der Arbeitslosenquote zu sehen, und man sieht schnell, dass sich die Quote nach erstmaligem Schock langsam wieder erholt und der Prozentanteil der Arbeitslosen wieder zurückgehen. Ich schliesse daraus, dass einige seiner Aussagen voreilig waren, zumindest bezüglich aktuellem Stande.
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