5d aktuell: Picture-Club von Lorenz zur Weltwirtschaftskrise 1929

1935.3.24 (Im Simplicissmus Nr. 52 veröffentlicht): Die Weltwirtschaft“
Auf diesem Bild mit dem Namen „die Weltwirtschaft“ von Erich Schilling (1885-1945), einem bekannten deutschen Karikaturisten, welcher bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 diese scharf kritisiert und für die SPD und den „Simplicissmus“ gezeichnet hat, dann jedoch auf einmal ein treuer Anhänger ihrer Ideologie wurde und bis zu seinem Suizid vor der Einnahme seiner Wohngegend in Gauting durch die amerikanischen Truppen verherrlichende Propaganda für das Regime produzierte, ist die Weltwirtschaft als ein im Boden versunkener, voll mit Gütern beladener Lastwagen dargestellt. Divers dargestellte Menschen, von westlich gekleideten Männern mit Pferden bis zu afrikanisch gekleideten Männern mit Dromedaren und Maultieren, versuchen nun, den Lastwagen beziehungsweise die Weltwirtschaft aus dem Loch, in welchem sie versunken ist, herauszuziehen. Doch sie haben keinen Erfolg, da sie alle in verschiedene Richtungen ziehen und sich so nur gegenseitig behindern. (Nur auf das Bild selbst und den Lebenslauf von Erich Schilling)


1929: Wanted: A decent Job
Auf dieser Fotografie von 1929 sehen wir zwei Männer mit Schildern um ihre Hälse, auf welchen steht: «Wanted: A decent Job». Dies ist ein Verweis auf die «Wanted: Dead or Alive» Poster, die im Wilden Westen zur Verfolgung von gesuchten Straftätern genutzt wurden. Wenn man den Text auf den Schildern genauer betrachtet, sieht man, dass beide Männer mittleren Alters und Familienväter sind. Auf dem Schild um den Hals des Mannes auf der linken Seite steht sogar, dass er ein Kriegsveteran ist, um welche sich der Staat doch eigentlich besonders gut kümmert beziehungsweise kümmern sollte, womit es umso erstaunlicher ist, diesen Mann bei einem so verzweifelten Versuch, einen Job zu finden, anzutreffen. Dies ist sehr eindrücklich, weil es davon zeugt, wie schlimm die Krise von 1929 wirklich war. (Der Text bezieht sich direkt auf das, was man im Bild erkennen kann, daher keine andere Quelle)


1932: Uncle Sam
Diese namenlose Zeichnung aus 1932, also aus der Mitte der «Great Depression», wurde von Clifford Berryman, dem prominentesten Karikaturisten Washingtons während der frühen Mitte des Zwanzigsten Jahrhunderts, gezeichnet. Sie stellt dar, wie ein verarmt aussehender Arbeiter in zerlumpter Kleidung und mit einem Besen in der einen Hand und seinem Lohn in der anderen im Büro von «Uncle Sam» steht, welcher hier repräsentativ für die Amerikanische Regierung abgebildet ist. Uncle Sam entnimmt dem Arbeiter, wie er selbst sagt, einen Elftel seines Lohnes und sagt diesem, er solle ihm die Summe in Pennies, also in 1-Cent-Münzen geben. Dies stellt zum einen dar, wie der Staat zur weiteren Verarmung der Bevölkerung beitrug, da er selbst ebenfalls arm war und Finanzierung brauchte, um zu funktionieren. Andererseits vermerkt die Aussage «Give it to me in pennies» auf die äusserst niedrigen Gehälter von damals, da, wenn ein Elftel des Lohns des Arbeiters dem Staat in Pennies ausgezahlt werden soll, der ganze Lohn wohl deutlich weniger als auch nur einen Dollar betragen wird. Beachte man die Inflation, welche die amerikanische Währung zwischen ca. 1930 und heute durchlaufen hat, entspräche ein Dollar 1930 ungefähr 18 Dollar im Jahre 2022, womit der Arbeiter vermutlich weniger als den heutigen amerikanischen Mindestlohn (Je nach Staat ungefähr 7.25 Dollar pro Tag) verdient. (Iowa Department of Cultural Affairs)


1931/32: The Blame Game
Diese Zeichnung von Nate Collier, einem aus einer Arbeiterfamilie stammenden, professionellen Karikaturisten aus Illinois, stellt dar, wie so ziemlich alle Teile des wirtschaftlichen und politischen Lebens der damaligen Vereinigten Staaten von Amerika die Schuld für die Great Depression (1929-1939) von sich abweisen und jemand Anderem in die Schuhe schieben, sei dies Russland, der Versailler Vertrag, der Erste Weltkrieg, Spekulanten („Gamblers“) oder die Regierung selbst. So entsteht ein ewiger Zyklus der Schuldzuweisung, welcher im Endeffekt von der eigentlichen Katastrophe ablenkt und das Lösen des Problems und die Behebung der Schäden auf unbestimmte Zeit hinauszögert, bis eine neue Katastrophe auftritt, was im Endeffekt genau das war, was passiert ist, da die „Great Depression“ nur endete, weil aufgrund des Eintritts der Vereinigten Staaten Millionen von Männern und Frauen für die Streitkräfte mobilisiert wurden und der Rest der Bevölkerung nun ohne Probleme gut bezahlte Jobs in der Produktion von militärischen Konsumgütern und Ressourcen bekam. (Library of Congress)